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Murten  - Geschichte, Geographie, Politik, Religion

Eine kleine Zusammenstellung von RpH (Juni 2009), basierend in erster Linie auf WIKIPEDIA

Murten liegt auf 453 m ü. M., 14 km nördlich der Kantonshauptstadt Freiburg (Luftlinie). Die Stadt erstreckt sich auf einer rund 20 m hohen Anhöhe am Südostufer des Murtensees, östlich der Mündung des von Münchenwiler herkommenden Baches, im nördlichen Freiburger Mittelland.

Die Fläche des 12.0 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt am Südufer des Murtensees (rund 1.8 km Seeuferlänge) und der angrenzenden Molassehöhen. Der Gemeindeboden erstreckt sich vom Seeufer über einen flachen Uferrandstreifen und die Anhöhe von Murten in die südlich davon gelegene und vom Dorfbach von Münchenwiler durchflossene Geländemulde. Daran schliessen sich im Süden die vom eiszeitlichen Rhônegletscher überformten Molassehöhen mit verschiedenen Drumlins an, darunter die Höhen von Bois Domingue (526 m ü. M.) und Aderahubel (516 m ü. M.).

Im Südwesten reicht das Gemeindegebiet über die Flächen von Merlachfeld und Fin de Mossard bis zum Wald La Bourille, wobei der Gemeindebann von Meyriez auf der Landseite vollständig umschlossen wird. Nach Osten erstreckt sich das Gebiet auf das Hochplateau von Burg, in das der Burggrabenbach ein tiefes Erosionstal eingeschnitten hat, in den Birchenwald (560 m ü. M.) und in die ausgedehnten Wälder östlich von Altavilla, nämlich Trimbley (bis 560 m ü. M.), Bloster (576 m ü. M.) und Murtenwald (mit 582 m ü. M. die höchste Erhebung von Murten).

Eine schmale, durchschnittlich rund 500 m breite, aber fast 4 km lange Exklave von Murten befindet sich in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebene des Grossen Mooses. Sie reicht von der Hanenmatt bei Müntschemier südwärts über den Grossen Kanal und den Biberenkanal bis zum Erlihof bei Galmiz. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 19 % auf Siedlungen, 27 % auf Wald und Gehölze und 54 % auf Landwirtschaft.

Zu Murten gehören die Dörfer Burg (518 m ü. M.) und Altavilla (537 m ü. M.) auf dem Hochplateau, die Weiler Prehl (465 m ü. M.) südöstlich der Stadt, Löwenberg (451 m ü. M.) am Nordfuss des Aderahubels und Erli (461 m ü. M.) leicht erhöht am Südrand des Grossen Mooses, einige von der Stadt abgesonderte neue Wohnquartiere sowie zahlreiche Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Murten sind Greng, Meyriez, Courgevaux, Salvenach, Lurtigen, Büchslen, Galmiz, Muntelier, Ried bei Kerzers und Bas-Vully im Kanton Freiburg sowie Münchenwiler und Müntschemier im Kanton Bern

Bevölkerung:

Mit 5903 Einwohnern (Ende 2007) gehört Murten zu den grösseren Gemeinden des Kantons Freiburg. Die Bevölkerungszahl von Murten belief sich 1900 auf 2645 Einwohner. Danach nahm sie vorübergehend ab, um seither kontinuierlich anzusteigen. Die grössten Bevölkerungszuwachsraten wurden von 1950 bis 1970 sowie nach der Erschliessung neuer Wohnzonen in den 1990er Jahren verzeichnet. Das Siedlungsgebiet von Murten ist heute lückenlos mit denjenigen der Nachbargemeinden Meyriez und Muntelier zusammengewachsen. Überdies gehört ein kleiner Teil des Murtner Gewerbegebietes zur Gemeinde Courgevaux.

Sprachen:

Von den Bewohnern sind 76.5 % deutschsprachig, 12.8 % französischsprachig und 1.9 % sprechen Italienisch (Stand 2000). Das an der Sprachgrenze gelegene Murten ist damit zweisprachig, wobei die deutsche Sprache (anders als im Kantonshauptort Freiburg) klar überwiegt. Noch im 15. Jahrhundert wurde in der Stadt hauptsächlich Französisch gesprochen. Danach setzte sich jedoch immer mehr das Deutsche durch und gewann spätestens Ende des 17. Jahrhunderts die Oberhand. 

Geschichte:

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte bereits im Jahr 515 als Hof Muratum, der in einer Schenkungsurkunde dem Kloster Saint-Maurice überlassen wird. Der Ortsname ist wahrscheinlich vom keltischen Moridunum abgeleitet, das sich aus mori (See) und dunum (Festung) zusammensetzt. Diese Wortherkunft deutet auf eine deutlich frühere Besiedlung des Ortes hin. Von 1228 ist die Bezeichnung Murat überliefert.

Murten gehörte bei seiner ersten Erwähnung zum (ersten) Königreich Burgund, das nach der Völkerwanderung auf den Trümmern des untergegangenen römischen Reiches entstand. Seit 534 stellten die fränkischen Merowinger die burgundischen Könige, seit 752 die Karolinger. Eine Überlieferung führt die Gründung des Schlosses auf das Jahr 814 und Ludwig den Frommen zurück.

888 entstand das zweite Königreich Burgund, dessen Zentrum wieder St. Maurice war. Murten war ein befestigter Ort dieses Königreichs, der um 1033 beziehungsweise 1034 von Kaiser Konrad II. erobert und praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurde. In der Folgezeit versank Murten für mehr als 100 Jahre in der Bedeutungslosigkeit.

1127 hatten die Herzöge von Zähringen die Rechte im ehemaligen Königreich Burgund inne. Unter Berchtold IV. von Zähringen wurde die Stadt Murten mit dem typischen zähringischen Rechteck als Grundrissform in der Zeit zwischen 1157 und 1177 neu gegründet. Rasch erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde 1218 nach dem Erlöschen des Geschlechts der Herzöge von Zähringen reichsfrei. Sie fristete aber ein unsicheres Dasein im Grenzgebiet zwischen den Besitztümern der Savoyer und der Kyburger resp. Habsburger. Ihre Ringmauer erhielt die Stadt ab 1238.

Im Jahr 1255 geriet Murten zur Zeit Peters II. von Savoyen unter die Schutzherrschaft von Savoyen, in der sie mit wenigen Ausnahmen bis 1475 verblieb. Murten selbst wurde in der Folgezeit zum Mittelpunkt einer Herrschaft, welche das Gebiet südlich und östlich des Murtensees umfasste.

Durch eine Feuersbrunst wurden die damals noch weitgehend aus Holz gebauten Häuser 1416 schwer in Mitleidenschaft gezogen, während die Befestigungsanlagen nahezu unversehrt blieben. Murten konnte trotz der savoyischen Oberherrschaft eine gewisse Autonomie behaupten, auch weil es seit 1351 mit der benachbarten Reichsstadt Bern in einem Bündnis stand. Seit 1353 galt Murten über seine Verbindung mit Bern auch als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft.

Einen neuen Abschnitt in der Stadtgeschichte wurde durch die Burgunderkriege zwischen der Eidgenossenschaft und Herzog Karl dem Kühnen von Burgund eingeleitet. Murten stand zu diesem Zeitpunkt unter Jakob von Savoyen, Graf von Romont und Grossmarschall von Burgund. Bei der Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen Freiburg, Bern und Burgund zogen die beiden Städte auch gegen das mit Burgund verbündete Savoyen, weshalb sich Murten 1475 freiwillig ergab. Die Stadt wurde von bernischen Truppen besetzt und zum westlichen Pfeiler der bernischen Verteidigung ausgebaut.

Nachdem Karl der Kühne in der Schlacht bei Grandson eine Niederlage bezogen hatte, belagerte er am 9. Juni 1476 Murten, das von Adrian I. von Bubenberg verteidigt wurde. Am 22. Juni 1476 kam es vor den Toren von Murten zur Schlacht, in der die Eidgenossen und ihre Verbündeten Karl dem Kühnen und seinen Truppen eine empfindliche Niederlage zufügten.

Im Frieden von Freiburg i. Ü. 1476 trat Savoyen unter anderem die Stadt und Herrschaft Murten als Gemeine Herrschaft an die Eidgenossenschaft ab. 1484 verzichteten die anderen eidgenössischen Orte gegen Geldentschädigung zugunsten Berns und Freiburgs auf ihre Anteile an der Herrschaft über Murten. Murten wird nun zweisprachig.

Die Vogtei Murten wurde bis zum Ende der Alten Eidgenossenschaft 1798 von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltet. Beide Stände stellten abwechslungsweise für fünf Jahre den Vogt, der im Schloss von Murten residierte. Die Gemeine Herrschaft Murten umfasste den nördlichsten Teil des heutigen Kantons Freiburg mit den Zentren Murten, Kerzers und Vully. Die südliche Grenze verlief auf einer Linie von Courgevaux über Salvenach nach Ulmiz; diese Dörfer gehörten noch zur Gemeinen Herrschaft wie auch die Exklave Wallenbuch.

Nach einer Abstimmung wurde im Jahr 1530 in Murten die Reformation eingeführt. Dies resultierte wiederum in Auseinandersetzungen mit dem katholischen Freiburg. Schliesslich übernahm Bern die Funktion der kirchlichen und schulischen Angelegenheiten, während Freiburg für die militärischen Angelegenheiten zuständig war. Bern gewann damit in friedlichen Zeiten mehr Einfluss auf das bürgerliche Leben was allmählich zu einem Vordringen der deutschen Sprache in dem damals noch überwiegend französischsprachigen Städtchen führte.

Die vor den Toren von Murten gelegenen Orte Muntelier und Meyriez erhielten 1533 respektive 1536 das Gemeinderecht. Allerdings wurde bei beiden Gemeinden nur gerade ein Gebiet ausgeschieden, so weit die Häuser des Dorfes reichten. Deshalb weisen beide Gemeinden heute nur einen sehr kleinen Gemeindebann auf.

Nach dem Zusammenbruch des Ancien régime zur Zeit der Helvetik (1798) überliess die Berner Besatzung Murten den einmarschierten Franzosen. Mit der Mediationsakte wurde die Stadt 1803 definitiv und gegen den Willen der meisten Stadtbewohner dem Kanton Freiburg zugeteilt und zum Hauptort des neu gebildeten und Distrikts Murten bestimmt. Dieser Distrikt wurde 1848 mit der neuen Kantonsverfassung aufgelöst und mit einer Reihe Gemeinden aus dem ehemaligen Deutschen Bezirk Freiburg im neu geschaffenen Seebezirk zusammengefasst, als dessen Hauptort weiterhin die Stadt Murten fungierte.

Zwei kleinere Gebietsveränderungen erfolgten Ende des 20. Jahrhunderts, als zunächst das vorher selbständige Burg am 1. Januar 1975 sowie am 1. Januar 1991 die Gemeinde Altavilla nach Murten eingemeindet wurden.

Sehenswert:

Murten besitzt eine malerische mittelalterliche Altstadt mit einem Ortsbild von nationaler Bedeutung. Sie hat die typische rechteckige Grundrissform der Zähringerstädte bewahrt und bedeckt eine Fläche von rund 300 m × 200 m. Das historische Städtchen ist durch drei Längsachsen und eine Quergasse untergliedert. Besonders die Hauptgasse zeichnet sich durch die charakteristischen Laubengänge aus. Die Bausubstanz der Häuser in der Altstadt stammt zum grössten Teil aus der Barockzeit des 17. und 18. Jahrhunderts.

Die Ringmauer von Murten gehört zu den am besten erhaltenen Befestigungsbauwerken der Schweiz. Sie wurde 1238 erstellt und später in mehreren Etappen ausgebaut, erhöht und verstärkt. Im 20. Jahrhundert wurde eine umfassende Restauration vorgenommen. Die ehemals vorhandenen Gräben wurden im Lauf des 16. Jahrhunderts zugeschüttet. Die fast vollständig erhaltene Ringmauer mit einer durchschnittlichen Höhe von 8.5 m besitzt einen Wehrgang aus dem 15. Jahrhundert, der im südlichen Abschnitt auf weite Strecken begehbar ist, sowie zwölf Türme in verschiedener Gestalt und Grösse. Die Stadt hatte zwei Haupteingänge, wovon das Berner Tor (erhielt seine heutige Form 1778) im Nordosten erhalten ist.

Am Südwestrand der Altstadt erhebt sich auf einem Vorsprung das Schloss, das ab Mitte des 13. Jahrhunderts unter Peter II. von Savoyen auf einem unregelmässigen fünfeckigen Grundriss erbaut wurde. Der älteste erhaltene Teil ist der massive viereckige Bergfried aus der Erbauungszeit. Die Aussenmauern des Schlosses sind in die Stadtbefestigung integriert und durch halbrunde Türme verstärkt. Die Wohngebäude wurden mehrfach umgebaut, vor allem während der Umwandlung des Schlosses in den Vogteisitz in der Zeit von 1476 bis 1540 und Ende des 18. Jahrhunderts, so dass heute verschiedene Stilrichtungen von der Spätgotik über die Spätrenaissance bis zum Barock miteinander vereinigt sind. Heute beherbergt das Schloss die Präfektur. Unterhalb des Schlosses befindet sich die alte Stadtmühle von 1578, in der das historische Museum untergebracht ist.

Die ursprüngliche Pfarrkirche von Murten befand sich ein Stück weit nordöstlich der Altstadt und kam bei der Abtrennung von Muntelier auf dessen Gemeindegebiet zu liegen. Die Kirche wurde 1762 abgerissen. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts erfüllt die deutsch-reformierte Kirche die Funktion der Pfarrkirche für die deutsche Bevölkerungsmehrheit. Sie befindet sich an der Ostecke der Altstadt und wurde im Jahr 1399 erstmals als Kapelle Sainte-Marie erwähnt. Aus dieser Zeit stammen noch Teile des Chors, während die übrigen Partien bei Um- und Neubauten in späteren Jahren entstanden. Der Chorturm wurde 1683 in die Ringmauer integriert; das Kirchenschiff erhielt seine heutige Gestalt in der Zeit von 1710 bis 1713. Im Innern sind die reich geschnitzte Kanzel von 1484 und das Chorgestühl von 1494-98 sowie Gewölbemalereien von 1682-85 zu bewundern. Neben der Kirche steht das deutsch-reformierte Pfarrhaus im Berner Stil aus dem 18. Jahrhundert, in dem Jeremias Gotthelf geboren wurde.

Hauptgasse und Berntor

Als reformierte französische Kirche dient die ursprüngliche Kapelle Sainte-Catherine, die von 1478 bis 1480 an der Nordecke der Altstadt erbaut wurde. Das Schiff stammt aus dem 18. Jahrhundert. Daneben befindet sich das 1732 erstellte französische Pfarrhaus.

Das Rathaus entstand 1474 durch Um- und Ausbau zweier ehemaliger Privathäuser. In mehreren Etappen folgten später weitere Umbauten. Die zum See hin zeigenden Arkaden stammen von 1589, die Hauptfassade von 1832. In der Altstadt sind zahlreiche Bürger- und Patrizierhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert erhalten. Erwähnenswert sind das heutige Hotel Murtenhof, dessen spätgotische Bausubstanz auf 1476 zurückgeht, das um 1740 für die Familie Schmid erbaute sogenannte Grosshaus, das bedeutendste Stadtpalais Murtens, und das Haus zum Rübenloch aus dem 16. Jahrhundert, ebenfalls mit einer spätgotischen Fassade und einem Berner Dach von 1672.

In Seeufernähe unterhalb der Altstadt stehen im Stadtteil Ryf verschiedene gotische Handwerkerhäuser. Ebenfalls ausserhalb der Umfassungsmauern befinden sich die katholische Kirche Sankt Mauritius, die 1885-87 im neugotischen Stil erbaut wurde, und das für die Familie Chaillet erbaute Herrenhaus Haldenhof von 1740. Das Schloss Löwenberg beim gleichnamigen Weiler nordöstlich der Stadt stammt im Wesentlichen aus der Zeit von 1666 bis 1700.

Jeremias Gotthelf

1836 begann Gotthelf mit der Schriftstellerei. Sein erster Roman war Der Bauernspiegel. Der Name der Hauptfigur aus diesem Werk wurde zugleich der Schriftstellername von Bitzius: Jeremias Gotthelf.

In den folgenden Jahren ist er unermüdlich als Schriftsteller tätig und veröffentlicht Romane, Erzählungen, teilweise zeitgenössisch teilweise historisch, und Aufsätze.

1851 bricht ein Hals- und Herzleiden mit Wassersucht aus. 1853 brachte ein Kuraufenthalt in Gurnigelbad keine Linderung seines Hustens und der Schlafsucht. Er starb am 22. Oktober 1854 an einem Schlaganfall.

Albert Bitzius wurde am 4. Oktober 1797 in Murten als Sohn des Pfarrers Sigmund Bitzius und seiner dritten Frau Elisabeth Bitzius-Kohler geboren. 1805 wurde der Vater ins Bauerndorf Utzenstorf versetzt. Hier lernte Albert die bäuerliche Welt des Emmentals kennen. Der Vater unterrichtete Albert selbst. Ab 1812 besuchte Albert die Literarschule in Bern und wechselte ab 1814 als Externus (Auswärtiger, Hörer) auf die Hochschule für Theologen. Aus dieser Zeit schrieb er:

Hier brachte ich drei Jahre in der sogenannten Philosophie sehr fleissig zu, trieb alte Sprachen, Mathematik, Philosophie, wo Joh. Rud. Wyss besonders freundlich und väterlich sich meiner annahm. Meiner Mutter selig sagte er einmal: „Sagt doch euerm Sohne, er solle schöner schreiben lernen, er schreibt wie eine Sau. Lässt er mal was drucken, besonders in Deutschland, so hat er Schinders Verdruss.“ „Ja wolle“, antwortete meine Mutter, „das wird er wohl lah blybe.“ „Man kann nie wissen“, sagte Wyss. (aus Sämtliche Werke. Erlenbach-Zürich: Rentsch 1921-77, Ergänzungsband 18, S. 13f)

Ur- und Frühgeschichte

Die ältesten archäolog. Zeugnisse in M. reichen bis ins Mesolithikum (8200-5500 v.Chr.) zurück; es handelt sich um sog. Mikrolithen, kleinste Feuersteinabschläge für den Einsatz in Geräten und Waffen, die mehrheitlich in den sumpfigen Niederungen östlich der Stadt entdeckt wurden (M.-Combette, M.-Ober Prehl). Neolith. Fundkomplexe aus M. verzeichnen zwar die Sammlungen mehrerer schweiz. Museen; diese schon vor langer Zeit gemachten Funde wurden meist nicht dokumentiert. Die genaue Lage der entsprechenden Ufersiedlungen, die teils zerstört und teils bei späteren Erdarbeiten im Uferbereich zugedeckt wurden, ist daher nicht immer zu eruieren. Erst die archäolog. Grabungen, die anlässlich der Anlage der Autobahn A1 1976-95 vorgenommen wurden, ermöglichten die Lokalisierung mehrerer Siedlungen aus dem Neolithikum (5500-2500 v.Chr) wie der Bronzezeit (2300-800 v.Chr.): M.-Pré de la Blancherie wurde im Neolithikum und der mittleren Bronzezeit genutzt, M.-Löwenberg, M.-Ober Prehl und Chantemerle in der Spätbronzezeit. Diese systemat. Untersuchungen, die durch einzelne Rettungsgrabungen ergänzt wurden, beantworteten auch chronolog. Fragen. Das Gräberfeld M.-Löwenberg, das bedeutendste in der Gem., wurde mehr als ein Jahrtausend lang genutzt; die untersuchten Körper- und Brandbestattungen reichen von der mittleren Bronze- bis in die Latènezeit, wobei die Nekropole sich bis heute für die Hallstattzeit als besonders ergiebig erweist. Zu den wenigen archäolog. Zeugnissen aus der Eisenzeit - neben denen aus den Grabhügeln in M.-Löwenberg und im Murtenwald - zählen einige hallstattzeitl. Einzelfunde sowie ein Leichenbrand aus der Spätlatènezeit von M.-Combette. Dort traten auch Spuren einer grossen röm. villa (Ende des 1., Beginn des 2. Jh.) zu Tage. Bei M.-Löwenberg wurde zudem ein Stück der röm. Strasse nachgewiesen.

Herrschaft und Verwaltung

1013 hielt Kg. Rudolf III. von Burgund in M. Hof. Im Kampf um Rudolfs Erbe besetzte Odo II. von Blois-Champagne 1032 die befestigten Plätze M. und Neuenburg, musste sie aber nach einer Belagerung Ks. Konrad II. übergeben, worauf M. zerstört wurde. 1079 schenkte Kg. Heinrich IV. dem Bf. von Lausanne neben anderen Gütern auch M. Die von Berchtold IV., Hzg. von Zähringen, oder von Landri de Durnes, Bf. von Lausanne, in den 1170er oder 80er Jahren gegr. Stadt wird erstmals 1238 als solche bezeichnet. 1245 verbündete sich M. mit Freiburg und 1335 mit Bern. 1255 stellte sich die Stadt unter den Schutz von Gf. Peter II. von Savoyen. Als Philipp von Savoyen sich weigerte, M. herauszugeben, riss Kg. Rudolf von Habsburg die Stadt, die er als Königsgut betrachtete, an sich. Nach Rudolfs Tod brachte Amadeus V. von Savoyen die Stadt 1291 erneut in seine Hand, gab sie aber Kg. Albrecht wieder heraus. Nachdem Savoyen die Stadt und Herrschaft 1310 für 4'000 Mark Silber als Pfand übernommen hatte, blieb M. savoyisch. 1471 huldigte M. dem Gf. Jakob von Romont, dem Herzogin Jolanda von Savoyen die Stadt und Herrschaft abgetreten hatte. Jakob von Romont war ein Parteigänger Karls des Kühnen, was Bern und Freiburg den Vorwand bot, M. am 14.10.1475 zu besetzen (Burgunderkriege).

Nach der Belagerung durch Karl den Kühnen und der Schlacht vom 22.6.1476 wurden M. und Lugnorre bis zum Ende des Ancien Régime eine gemeinsame Vogtei Berns und Freiburgs. Die Stadt M. behielt aber ihre alten Rechte. Abwechslungsweise stellten Bern und Freiburg für jeweils fünf Jahre einen Schultheissen, der Rat, Gericht und Chorgericht vorsass. Nach dem Vorbild des bern. Äusseren Stands bildete sich in M. in der 2. Hälfte des 16. Jh. das Äussere Regiment.

Nach dem Einmarsch der Franzosen am 3.3.1798 gehörte M. in der Helvetik zum Kt. Saane und Broye, in der Mediation zum Kt. Freiburg. Die Stadt verlor ihre Privilegien gegenüber der Landschaft. Die ref. Bürgerschaft war nach 1798 mehrheitlich liberal bis radikal und stand oft im Gegensatz zur kath.-konservativen Mehrheit im Kt. Freiburg.

Kirche

Die Kirchgemeinde M. umfasst bis heute weite Teile der alten Herrschaft. 1530 nahm M. auf Druck Berns die Reformation an, nachdem der Prediger Guillaume Farel für den neuen Glauben geworben hatte. Im SpätMA wurde die ab 1381 erwähnte und in der Stadt liegende Marienkapelle der Pfarreikirche Mauritius in Muntelier vorgezogen. Ihr Neubau (Turm 1681-82, Schiff 1710) bereitete die definitive Ablösung der Mauritius-Kirche vor. Die Marienkapelle dient seit 1762 dem dt. Gottesdienst und wird deshalb Dt. Kirche genannt. Die Katharinenkapelle des 1239 am Südrand der Stadt für die Bedürftigen gegr. Spitals wurde bei den Kriegsvorbereitungen 1475-76 abgebrochen und nachher innerhalb der Stadtmauern errichtet. Sie dient der französischsprachigen Bevölkerung als Predigtraum und wird als Franz. Kirche bezeichnet. 1885 wurde am Ostrand der Stadt die neugot. Mauritius-Kirche als Pfarrkirche der neuen kath. Pfarrei gebaut.

Wirtschaft und Verkehr

Ihren Reichtum, der seit der 2. Hälfte des 17. Jh. zum Neubau fast aller Bürgerhäuser geführt hat, verdankt die Stadt ihrer Funktion als regionales Gewerbe-, Handels- und Verwaltungszentrum (ab 1685 vier Jahrmärkte) sowie als bern. Station am Weg ins Waadtland. Hierbei spielten sowohl die Strasse durch das Broyetal wie der Wasserweg über die Broye nach Yverdon eine Rolle, besonders für den Wein- und Korntransport.

Obwohl Bern und Freiburg M. bereits 1584 die Erlaubnis erteilt hatten, Zünfte zu bilden, schlossen sich erst 1731 die Küfer, Schreiner, Schlosser und Zimmerleute zur einzigen städt. Zunft zusammen. Spezialhandwerke wie Büchsenmacher, Goldschmied oder Kannengiesser waren in M. oft nur mit einem Meister vertreten. Die im späten 17. Jh. entstandene Gewerbesiedlung an der Ryf beherbergte zu Beginn des 19. Jh. u.a. eine Ziegelei und eine Bierbrauerei.

Die Industrialisierung M.s begann in den frühen 1850er Jahren, als Etienne-Ovide Domon in der Stadt eine Uhrenfabrik gründete, die später nach Muntelier verlegt wurde. An der Ryf betrieb die Fam. Petitpierre 1831-1901 eine Absinthdestillerie und Oskar Roggen stellte 1888-1913 aus Weinbeeren einen sog. Kunstwein mit geringem Alkoholgehalt her. Seit 1855 besitzt M. eine eigene Zeitung, den "Murtenbieter". Im 20. Jh. siedelten sich weitere Industrien in M. an, v.a. im Bereich Feinmechanik, Elektronik und Lebensmittel: 1938 Roland Murten AG (Dauerbackwaren und Apérogebäcke), 1945 Rastawerk AG (Heizkörper, Trennscheiben, 2003 aufgelöst), 1949 Saia (Zeitschalter, heute Saia Burgess), 1954 Derac SA (Jukeboxes, 1961 eingestellt), 1957 Selecta (Automatenverpflegung) und 1970 Fribosa (Werkzeugbau). 1973 kauften die SBB von der Fam. de Rougemont den ehemals patriz. Besitz Schloss und Park Löwenberg für die Errichtung eines Ausbildungszentrums. Der Weinbau, der beidseits des Murtensees betrieben wurde, ist seit dem 2. Weltkrieg im Vully konzentriert.

M. lag an der seit der Römerzeit benutzten Ost-West-Transversale von Brugg/Windisch nach Genf. Auch die zwischen 1740 und 1790 von Bern gebaute Strassenverbindung von Zürich bzw. Zurzach nach Genf führte über M. Ab 1814 liess Freiburg die Strasse Freiburg-M. über La Sonnaz-Courtepin-Gurwolf, 1859-68 eine zweite über Salvenach-Gurmels-Düdingen errichten. Durch den 1856 gefällten, von Freiburg beeinflussten Entscheid, die Eisenbahnstrecke Bern-Lausanne über Freiburg statt über M. zu führen, geriet M. verkehrsmässig vorerst ins Abseits. Der Anschluss M.s ans Eisenbahnnetz erfolgte 1875-76 mit dem Bau der Linie Palézieux-M.-Lyss, 1898 mit der Linie Freiburg-M. und 1903 mit der Linie M.-Ins. Ein Dampfschiff verband ab 1835 M. mit Neuenburg. Aus dem Spital Bon-Vouloir, das als Nachfolger des Katharinenspitals 1867 in Merlach eröffnet wurde, ging in den 1920er Jahren das Bezirksspital hervor. Der Frühtourismus, einsetzend mit den Feierlichkeiten zum 400-Jahr-Jubiläum der Murtenschlacht 1876, war patriotisch geprägt. Zu Beginn des 21. Jh. sprachen den Besucher v.a. die maler. Kleinstadt sowie der See an. Hotellerie und Gastgewerbe waren bedeutend.

Siedlungsentwicklung

Von der 1238 in Auftrag gegebenen Stadtbefestigung sind die Gesamtanlage und aufgehendes Mauerwerk erhalten. Das Avenches- und das Ryftor wurden kurz nach 1798 abgebrochen. Weitere Abbrüche unterblieben mangels Geld. 1912 wurde M.s Ringmauer unter Bundesschutz gestellt. Die Stadtstruktur, entwickelt nach dem zähring. Hofstättensystem, überstand den schweren Brand von 1416. Beim Wiederaufbau der Hauptgasse wurden die Häuserfassaden auf die Höhe der heutigen Lauben vorgezogen. Das Schloss M., eine Gründung des Gf. Peter II. von Savoyen, hat sein Aussehen zwischen 1255 und 1300 erhalten. Es ist heute Sitz des Oberamts des Seebezirks.

Das öffentl. Seebad von 1829 wurde 1974 um ein Freibad und 1977 um ein Hallenbad erweitert. Die ab 1836 nach Plänen des jungen einheim. Architekten Johann Jakob Weibel vor dem Untertor (heute Berntor) gebaute neue Schule gilt als das erste öffentl. Gebäude der Schweiz im Münchner Rundbogenstil. Ebenso einmalig war Weibels Gestaltung des Berntorplatzes ausserhalb der Stadtmauern. Die Sanierung der Ehgräben, d.h. die Schaffung gedeckter Abwasserkanäle, erfolgte 1893. Gleichzeitig wurde das Trinkwasser in die Privathäuser geleitet. Die Strassenbeleuchtung wechselte 1865 von Öl zu Petrol, 1876 zu Gas und 1900 zu Elektrizität. Die erste Juragewässerkorrektion bewirkte ein Absinken des Seespiegels, weshalb 1893 ein neuer Hafen gebaut wurde. In der 1976-78 renovierten Stadtmühle an der Ryf ist das Hist. Museum eingerichtet. Die Bevölkerungszunahme führte am Stadtrand zu Neubauten, die zunächst sorgfältig geplant (1853, 1893, 1908 Neuquartier, 1906 Längmatt, 1929, 1948 ganzes Gemeindegebiet) und teils umgesetzt wurden. Seit den 1950er Jahren jedoch wurde auf die städtebaul. Grundsätze kaum mehr Rücksicht genommen. Im Vorfeld der Expo 64 in Lausanne entstand, als Teil der Planung von 1929, die Umfahrungsstrasse. Der Bau des Teilstücks Löwenberg-Greng der Autobahn A1 erfolgte auf die Expo.02 hin, an der M. als Arteplage mit dem "Monolithen" von Jean Nouvel beteiligt war.


Geschichte von Murten

Murten im Lauf der Geschichte

Murten im Mittelalter

Die heutige Stadt entstand um 1170 am südlichen Seeufer. Sie war eine Gründung der Herzöge von Zähringen, die das Reichslehen beanspruchten und durch eine weitere Grenzfeste ihre westlichen Randgebiete sichern wollten. Als nach deren Aussterben Murten 1218 reichsfrei geworden war, wurde es später mit einer Mauer befestigt. In der Zeit des Interregnums kam die Stadt 1255 unter die Schutzherrschaft Savoyens, dem später die Habsburger den Besitz für kurze Zeit streitig machten. Verschiedene Bündnisse mit benachbarten Städten sicherten Murtens Stellung, das sich allmählich baulich erweiterte und mit der Zeit gegenüber den umliegenden Dörfern eine Vorrangstellung einnahm. 1416 fielen die meist aus Holz errichteten Häuser Murtens einem Stadtbrand zum Opfer. Aus Stein wieder aufgebaut trat sie 1476 anlässlich der siegreichen Schlacht der Eidgenossen gegen Karl den Kühnen vor seinen Mauern ins europäische Geschichtsbewusstsein. Bereits ein Jahr zuvor musste sich Murten den Bernern und Freiburgern ergeben und bildete hinfort eine Gemeine Herrschaft der beiden Stände. Diese anerkannten die alten Stadtrechte und liessen Murten abwechslungsweise durch einen Schultheissen, der seinen Amtssitz in dem von den Savoyern erbauten Schloss hatte, verwalten.

Murten im Zeitalter des Absolutismus

Die Reformation ist 1530 von Bern her ins Murtenbiet gebracht worden. Die konfessionellen und politischen Gegensätze, die dadurch zwischen Freiburg und Bern entstanden, führen zu wiederholten Auseinandersetzungen. So musste sich Murten sowohl im Ersten als auch im Zweiten Villmergerkrieg neutral verhalten. Während Kirche und Schule unter die Leitung Berns zu stehen kamen, war Murten in militärischer Hinsicht Freiburg zuzugspflichtig. Der stärkere kulturelle Einfluss Berns machte sich auch im Rückgang der französischen und in der Ausbreitung der deutschen Sprache geltend. Wirtschaftlich blieb in der Zeit des Absolutismus alles beim alten, obwohl sich Glaubensflüchtlinge in Murten niederliessen und sich Viehzucht, Wein-, Korn- und Tabakbau, Gewerbe und Handel dank den zahlreichen Wochen- und Jahrmärkten im Rahmen der regionalen Wirtschaft neben dem Verkehr zu Land und Wasser ausdehnten.

Murten während der Revolutionszeit

Mit der französischen Revolution brach auch im Murtenbiet eine neue Zeit an. Als 1798 die Franzosen zuerst Freiburg hart bedrängten, wollte ihnen Bern in Murten Widerstand leisten. Gross war dann aber die Enttäuschung der Murtner, als sich die bernische Besatzung zurückzog und die Stadt den Franzosen überliess. In der Folge lösten sich die Einquartierungen verschiedener Armeen ab, und zahlreiche Bürger wurden in Gefangenschaft gesetzt. Murten verlor die alten Rechte und wurde 1803 in der Mediationszeit gegen seinen Willen durch Napoleon - wohl auf den Rat des Landammanns Louis d'Affry - Freiburg zugeteilt. Der jahrzehntelange Kampf gegen das patrizisch-klerikale Freiburg weckte bei den von radikaler Gesinnung erfüllten Murtnern neue Kräfte. Das Erziehungs- und Schulwesen wurde verbessert und die Stadt durch eine Reihe von Um- und Neubauten bereichert.

Murten nach der Gründung des Bundesstaates

Durch die Linienführung der Eisenbahn von Bern nach Lausanne über Freiburg benachteiligt, gelang es Murten im Zeitalter der Industrialisierung nicht, sich durch die Ansiedlung von Industrien wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Wohl breitete sich die Stadt auf das umliegende Gelände aus, nachdem sie Anschluss an lokale Eisenbahnlinien gefunden und sich in ihr auch eine kleinere Uhrenfabrik niedergelassen hatte. In der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg konnte Murten indessen lediglich eine regionale Wirtschaftstätigkeit aufweisen. Aus touristischer Sicht hat demgegenüber die Altstadt dank strenger Bau- und Schutzvorschriften weitgehend ihre Ursprünglichkeit und Geschlossenheit bewahrt.

Murten in heutiger Zeit

Seit der letzten Nachkriegszeit ist ein eigentlicher Wirtschaftsaufschwung zu verzeichnen. Neue Wohnquartiere sind entstanden; Industrie und Gewerbe dehnt sich aus. Mit der Erschliessung durch die Autobahn A1, deren sorgfältige Linienführung die Landschaft intakt lässt, ist Murten besser an die benachbarten Zentren angebunden. Die Einwohnerzahl hat sich in der Zeit seit 1970 - nicht zuletzt auch mit der Aufnahme der Dörfer Burg und Altavilla in das Gemeindegebiet - um etwa 1'500 Personen vergrössert. Die Zahl der Arbeitsplätze in Murten übersteigt die Zahl der berufstätigen Einwohnerinnen und Einwohner, Gewerbe und Industrie florieren grossmehrheitlich. Die touristische Entwicklung hat mit der Landesausstellung "Expo.02", die in Biel, Murten, Neuenburg und Yverdon-les-Bains eingerichtet war, ebenfalls einen Aufschwung erlebt. Murten ist heute ein attraktives Ausflugsziel, aber auch ein attraktiver Wohnort, der neben der sehenswerten, urtümlichen Altstadt über zweisprachige Schulen in modernen Anlagen, eine gut ausgebaute Infrastruktur sowie eine zeitgemässe Verwaltung verfügt.

 

 

Homepage update: Montag, 06 Juli 2009  (Administration von Arc-Holiday:  RpH)